„Die Mauer muss weg“ – Beeindruckendes Spiel der Forensilk-Theatergruppe des kbo.
Forensik Theatergruppe des kbo glänzt auf der Bühne
Lampenfieber hat viele Gesichter. Der eine schreitet nervös auf- und ab, blickt dabei immer wieder gen Himmel, ein anderer knetet sich scheinbar selbstvergessen seine Hände, die Augen einer Dritten sind starr nach vorne zur Bühne gerichtet, während sie ihr Gewicht stetig von einem auf das andere Bein verlagert. Die ist genau gegenüber am anderen Ende des Saals. Dazwischen nehmen die letzten Zuschauer im vollen Saal des Gesellschaftshauses des kbo Klinikums Platz. In wenigen Augenblicken gilt es für die forensiche-Theatergruppe das Ergebnis ihres wochenlangen Texte auswendig Lernens und stundenlangen Probens auf die Bühne zu bringen. Alle Schauspielenden sind sichtbar bis zu den Haarwurzeln konzentriert, als sich der imaginäre Vorhang lüftet. Sie sind Patienten, die unter der Leitung von Regisseur Bernd Wengert den Schritt ins Rampenlicht wagen.
Eine Liebesgeschichte trotz aller Widrigkeiten
Das Stück „Die Mauer muss weg“ basiert auf der Komödie „Liebe Mauer” von Peter Timm, in der es um die Liebe geht. Die Geschichte spielt in Berlin kurz vor dem Mauerfall 1989. Franzi ist unbekümmerte 19 Jahre alt und zieht fürs Studium der Sozialarbeit mit wenigen Habseligkeiten nach West-Berlin in eine Altbauwohnung direkt am Grenzübergang in der Heinrich-Heine-Straße. Von dort kann sie in den Osten sieht und entdeckt Grenzsoldat Sascha. Der junge Mann auf der anderen Seite der Mauer muss seinen dreijährigen Dienst in der Nationalen Volksarmee leisten, ansonsten bleibt ihm ein Studienplatz in Medizin verwehrt. Franzi und Sascha lernen sich durch ein kleines Missgeschick kennen und verlieben sich. Sie vereinbaren heimliche Treffen per Schrifttafeln, dabei geraten sie in den Fokus der Geheimdienste in Ost und West, die mit dem Liebespärchen eigene Pläne verfolgen und die beiden zwingen wollen, sich gegenseitig auszuspionieren.
Echt und ungekünstelt
Wengert hat inzwischen viel Erfahrung in der Arbeit mit Patienten des kbo. Dennoch ist die Herausforderung einer gelungenen Inszenierung groß, denn jedes Mal handelt es sich um eine neu zusammengestellte Truppe. Das Stück „Die Mauer muss weg“ scheint prädestiniert für das ungewöhnliche Ensemble. Alle Darsteller verleihen dem Stück, vielleicht gerade aufgrund ihrer eigenen Historie, eine besondere Authentizität und Nähe zur Realität. Schließlich thematisiert es, wenngleich mit viel Humor, die vielschichtigen Lebensumstände von Menschen, die mit gesellschaftlichen und persönlichen Grenzen konfrontiert sind. Den Laienschauspielern gelingt es mit witzigen Dialogen, gutem Timing, beeindruckenden Gesangseinlagen, teils humorvolle, teils skurrile Szenen zu schaffen, in der die Grenzen zwischen Schauspielern und Publikum verschwimmen.
Für Sie berichtete Manuela Praxl.