AWO-Hort feiert 25 Jahre. V.l.n.r.: Claudia Engelmann, Leiterin des AWO-Kinderhorts, Ulrich Leiner, zweiter Bürgermeister in Haar und Florian von Brunn, Vorsitzender der AWO München-Stadt.
Bunte Luftballons und strahlende Kinderaugen, mehr braucht es kaum, um einen Geburtstag gebührend zu feiern. Die Kinder des AWO-Kinderhorts an der Peter-Henlein-Straße genießen ihren Tag sichtlich. Entsprechend fällt es Haars zweitem Bürgermeister, Ulrich Leiner, leicht den Anwesenden, darunter Florian von Brunn (Vorsitzender der AWO München-Stadt) zum Vierteljahrhundert zu gratulieren. „Aus Sicht der Gemeinde ist das pädagogische Konzept, das hier seit 25 Jahren greift, wichtig“, betont Leiner und hebt drei Punkte hervor: „Zum einen ist es die Inklusion, hier sind Kinder mit Herausforderungen. Die Kinder spiegeln darüber hinaus die Vielfalt Haars wider und hier ist die Demokratieförderung ein ganz wichtiges Element.“ Leiner zeigt sich fasziniert wie die Grundschulkinder lernen, zu entscheiden und zu bestimmen und „wie hier die Diskussionen funktionieren.“
Mit angepackt von der ersten Stunde
Besonderen Anteil hat daran die Claudia Engelmann. Sie leitet das Haus von Beginn an, genaugenommen noch ein bisschen länger: „Ich habe die Möbel und alles mitausgesucht, hatte dabei viel Gestaltungsfreiraum. Ich glaube, dass ich damals auch ein bisschen Pionier war, denn ich habe mit der offenen, übergreifenden Gruppenarbeit begonnen.“ Von Stunde eins an, liegt Engelmann die Inklusionsarbeit am Herzen: „Ich wollte immer die Brücke zur Gemeinde zu bauen, um alles zusammenzubringen und gut miteinander zu leben.“ Derzeit kommen 65 Kinder nach der Schule in die Einrichtung, darunter zwischen fünf bis acht Inklusionskinder. Sie verteilen sich eine Regel- und Inklusionsgruppen: „Das war von Anfang an so. Alles sind Grundschulkinder. Lediglich manche Inklusionskinder bleiben teilweise länger, die gehen ja teilweise in Förderschulen, die zum Teil fünf Grundschuljahre haben“, erklärt Engelmann.
Veränderte Herausforderungen
Engelmann und ihr Team müssen über die Jahre mit den veränderten Ansprüchen seitens der Eltern zurechtkommen. Teilweise arbeitet das Team ersetzend, schafft für die Kinder ein Nest, in dem sie sich wohlfühlen können: „Wir haben auch Familien in Krisensituationen, die wir sehr intensiv begleiten müssen und führen viele Gespräche mit Eltern.“ Der Bedarf Orientierung im Sinne von „Wie erziehe ich richtig?“ oder „Wie gehe ich mit Medien um?“ zu geben sei ein Bestandteil ihrer Arbeit: „Da sind manche Eltern einfach ein Stück überfordert“, stellt Engelmann fest und nimmt gleichzeitig die Eltern in Schutz: „Und es ist ja auch schwierig. Wer Kinder, Haushalt und alles andere unter einen Hut bringen muss, weiß das.“
Veränderte Aufgaben
Für die Zukunft des Horts im Speziellen aber auch ganz allgemein, wünscht sich Engelmann gut ausgebildete Pädagogen: „Ich würde sie gerne bekommen, aber das braucht Zeit und als Voraussetzung einen entsprechenden Personalschlüssel. Wir müssen manchmal sehr individuell arbeiten, da benötigt ein Kind zwei Pädagogen.“ Engelmann erzählt wie viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl die Arbeit mit Kindern und Eltern verlange und verweist auf einen weiteren wichtigen Aspekt: „Die Mitarbeiterfürsorge und Stütze der Einzelnen sind von herausragender Bedeutung.“ Sie sei froh ein „alter Hase mit viel Erfahrung“ zu sein. „So eine Einrichtung zu leiten und das zu bewältigen, vor allem wenn du jung kommst, ist wirklich viel“, weiß Engelmann: „Als Leitung kann ich sagen, dass der Beruf sehr verrutscht ist in Richtung Verwaltungsarbeit, Dokumentationen, Mitarbeiterfürsorge und Krisengespräche.“
„Als Leitung kann ich sagen, dass der Beruf sehr verrutscht ist in Richtung Verwaltungsarbeit, Dokumentationen, Mitarbeiterfürsorge und Krisengespräche.“
Claudia Engelmann, Leiterin AWO-Kinderhort.
AWO-Hort in Haar wichtiger Bestandteil
Leiner zeigt sich vor allem auch beeindruckt, wie sehr der Kinderhort in Haar eingebunden ist: „Ich habe erst gelernt, dass der AWO-Kindergarten über die Grenzen hinaus in den Ort hineinwirkt.“ So gehen die Kinder ins Schwimmbad oder üben an der Kletterwand der Schule: „Sie nutzen außerdem unser neues Highlight, die Parkwildnis, die sie vorher bereits mitgestaltet haben. Ich glaube, so können sich eine Gemeinde und ein Kinderhort wechselseitig Vorteile verschaffen und wünsche dem Hort weitere 25 Jahre.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.