Neue Film-Matinée-Reihe im Haarer Kino:
Immer wieder sonntags
Ein guter Kinofilm soll vor allem eins: sein Publikum in eine andere Welt entführen und dabei größtmöglich emotional fesseln. Je nach Genre fiebern die Zuschauer aufgeregt mit, lachen herzhaft oder zücken die Taschentücher, weil ihnen die Tränen kommen. Im besten Fall vergessen sie für die Zeit auf der Leinwand die Zeit der Realität. Normalerweise wählt der Betreiber eines Kinos die Filme sorgfältig aus und bedient sich Kriterien, die sie einschätzen lassen können, ob der Film an der Kinokasse Erfolg hat. Im Haarer Kino übernimmt die sehenswerte Auswahl Ulrich Dillmann. Normalerweise. Denn 2025 macht das in der noch jungen Stadt der neu gegründete Kinokreis Haar, zumindest für siebenmal im laufenden Jahr.
Kleine aber feine Auswahl
Das Ergebnis des temporären Auswahlgremiums der Leinwand-Begeisterten des Kinokreises, kann das geneigte Publikum am neunten Februar mit der Komödie „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ sehen: „Wir wollen zeigen, dass Filme mit Anspruch auch unterhaltsam sein können“, sagt Michael von Ferrari, Ideengeber und Initiator der neuen Matinée-Reihe. Ferrari, der selbst einen viel beachteten Überraschungserfolg mit seiner Zeitzeugen-Dokumentation „Ruinenschleicher und Schachterleis – München nach 1945“ ins Kino bringt, lernt vor einiger Zeit die Kinokreis-Mitglieder Ute Dechent und Günter Rudolf über das Haarer Rathaus kennen. Die ehemalige Rathaus-Mitarbeiterin und der noch tätige Rathaus-Mitarbeiter pflegen wie Ferrari, früher Umweltreferent in Haar und nun „ältesten Jungfilmer Münchens“, Kontakte zu Lourdes María Ros de Andrés. Die Leiterin der VHS, Haar erweitert das leidenschaftliche Trio zu einem Quartett und bindet das Matinée-Konzept in ihre Reihe „vhs im Dialog“ ein.
Erst zuschauen, dann mitreden
Entgegen großer Event-Movies oder Blockbuster sind die Matinée-Filme nicht zwingend brandneu oder gar Premieren. Dennoch sind sie thematisch hochaktuell und für Kinogänger, die sich gerne für Arbeiten jenseits des großen Mainstreams interessieren, ein absoluter Hingucker. Es handelt um Geschichten aus anderen Zeiten, fernen Ländern und unterschiedlichen Kulturen, die anrühren und aufrütteln wollen, nachdenklich, heiter und in jedem Fall tiefgründig daherkommen. So spielt der Eröffnungsfilm im glücklichen und gemächlichen Bhutan, einem kleinen buddhistischen Königreich im Himalaya. Frei nach dem Motto „Nichts ist schlimmer, als gut gemeint“ will der König eines Tages sein Volk beglücken und führt sowohl den Internetzugang als auch die Demokratie ein. Die „Untertanen“ können jedoch nicht viel mit Errungenschaften wie einen Wahlkampf oder gar hypermoderne Aktion-Agenten wie James Bond anfangen. Schließlich scheint der Lama mit seinem Latein beinahe am Ende. Ein junger Mönch soll schließlich für Abhilfe sorgen und ein Gewehr für eine Zeremonie erwerben. Der Film „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ (original: The Monk and the gun) von Regisseur Pawo Choyning Dorji, offenbart humorig Charaktermerkmale und die Herzlichkeit seiner Landsleute vor der atemberaubenden Kulisse der größten Massenerhebung der Erde: dem Himalaya. Weil der Film den einen oder anderen Gedanken und das Bedürfnis zum Austausch anregt, sollen Haars Fraktionsvorsitzende anschließend diskutieren: „Wir hätten zeitlich wie thematisch keine bessere Wahltreffen können“, meint Ros de Andrés schmunzelnd und denkt dabei an die vorgezogene Bundestagswahl: „Unser Programm stand weit vor dem Ampel-Aus in Berlin.“
Von der Tragikomödie, über romantische Filmdramen bis zu den Erinnerungen der Oma
Das Matinée-Publikum darf sich auf weitere filmische Machwerke wie „Wildes Land – Rückkehr in die Natur“ (Dokumentarfilm, Großbritannien), „Das schweigende Klassenzimmer“, nach einer wahren Begebenheit aus der DDR, „Ein kleines Stück vom Kuchen“ (europäisch-iranische Produktion), die französische Komödie „Oh lala“, die italienische Tragikomödie „Morgen ist auch noch ein Tag“ und ein romantisches Filmdrama von Stelios Kammitsis „Sprung ins kalte Wasser“ freuen. „Unter unseren ausgewählten Streifen sind auch einige Favoriten von Ulrich Dillmann“, weiß Michael von Ferrari. In diesem Zusammenhang feiert ein besonderes Highlight im Sommer im Kleinen Theater Haar Premiere. „30 Kilo Heimat“ von Michael Eibl erzählt die Geschichte von Christl, seiner Großmutter. Sie ist gerade sechs Jahre alt, als sie nach dem zweiten Weltkrieg die Vertreibung aus ihrer damaligen Heimat erlebt. Auch dazu will Ros de Andrés mit dem jungen Filmemacher aus Haar und der Protagonistin sprechen.
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Rückfragen: Michael von Ferrari,
mobil: 0157 – 34501779
Für Sie berichtete Manuela Praxl.