CSU lädt zu Infoabend und Diskussion in Ottendichl

Kategorie: Politik

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Vom CSU-Ortsverband erwünscht: Rege Diskussionen. Vor allem die gefährliche Verkehrssituation brennt den Ottendichlern und Salmdorfern unter den Nägeln.

Kommunaler Wahlkampf nimmt Fahrt auf

Dietrich Keymer, Haars CSU-Chef und Vorsitzender der Stadtrats- Fraktion spricht direkt zu Beginn der Veranstaltung in der guten Stube der Bürgervereinigung Ottendichl einen Fauxpas an: „Wir müssen uns entschuldigen, denn in der schriftlichen Einladung haben wir nur die Ottendichler angesprochen.“ Rund 50 Interessierte aus Ottendichl und Salmdorf, wollen und sollen im Laufe des Abends miteinander ihre Belange und Probleme ansprechen und diskutieren. „Eine andere Perspektive ist uns wichtig, auch Kritik“, ermuntert Keymer die Teilnehmer und spricht zunächst die aktuelle Haushaltslage an, die bekanntermaßen nach dem Wegzug zweier bedeutender Gewerbesteuerzahler angespannt sei.

Umdenken notwendig

Es sei das „übergeordnete Thema, das die Stadt präge: „Das wird sich auch bis auf Weiteres nicht ändern“, stellt Keymer klar. Aufgrund der Flächenknappheit habe die einstige Gemeinde über Jahrzehnte „auf wenige, aber große Steuerzahler“ gesetzt: „Was so lange funktioniert hat, sieht heute anders aus.“ Haar stehe in direkter Konkurrenz mit knapp 30 anderen Kommunen. „DAX-Konzerne werden sich hier nicht die Klinke in die Hand geben“, betont Keymer. Die Stadt könne das benötigte Haushaltsvolumen für Pflichtund freiwillige Aufgaben auf Dauer so nicht ausreichend finanzieren, mahnt Keymer. Das sei keine irrationale „Gespensterbeschwörung“, sondern vielmehr harte Realität. Bürgermeister Andreas Bukowski fordert mehr Offenheit für eventuelle Interessenten. Ein Beispiel sei Isar Aero Space, das dieser Tage in Norwegen seinen ersten Start habe: „Leider sind sie nicht zu uns gekommen, weil es der damalige Gemeinderat mit einer Stimme abgelehnt hat. Jetzt siedeln sie sich in Vaterstetten an.“ Auch in Sachen Finckwiese, seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner, sei es dringend erforderlich den Flächennutzungsplan zu ändern: „Wir hatten Interessenten“, moniert Bukowski: „Die springen wegen fehlender Baugenehmigungen ab.“

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Neue Bauweise

Die Einnahmensituation sei aber nur eine Seite der Herausforderung, die Ausgaben seien die andere: „Wir versuchen hauszuhalten“, erklärt Keymer. Besonders die Kinderbetreuung in den Kitas verursache hohe Kosten: „Die steigen noch mehr mit dem wachsenden Bedarf“, verdeutlicht Keymer. „Haar ist fruchtbar und die Kinder wollen gut betreut werden“, sagt auch Bukowski. Sparpotenzial sieht Keymer vor allem in der Bauweise neuer Einrichtungen: „Bisher wurde nach dem Motto “Es kostet, was es kostet“ gebaut. Das werden wir ändern und die modulare Bauweise anwenden.“ Die Häuser von der Stange seien entsprechend überprüft: „Sie sind deutlich günstiger und die Qualität dieser Bauten ist mit konventioneller Bauweise vergleichbar.“ Daher sei diese Bauart auch für alle anderen Bereiche vorgesehen, wie für die Feuerwehr, fügt Bukowski zu: „Wir waren in Bad Mergentheim ein Feuerwehrhaus in modularer Bauweise angesehen, das hat 3,6 Millionen gekostet, in diese Richtung wollen wir gehen.“ „Es ist wichtig die Ausgabensituation kritisch zu betrachten und zu schauen, ob Dinge nicht günstiger zu verwirklichen sind“, fasst Keymer zusammen.

Circular“ gewinnt an Bedeutung

Bukowski greift weitere Themen wie Haars Energieversorgung auf, darunter das Fernwärmeprojekt in Eglfing und im Jagdfeld, das interkommunale Geothermie- Wärmenetz mit Vaterstetten und Zorneding und die Freiflächen-PV-Anlagen und spricht auch „Circular Economy“ an. Dabei gehe es darum, „alles, was im Produkt drinsteckt, wieder herauszubekommen.“ Das beginne bereits beim Design: „Material soll nach Nutzungsende noch Wert haben.“ Ein genereller Perspektivwechsel sei wegen der begrenzten Rohstoffe, den geostrategischen Vorteilen und der geopolitischen Situation mit Blick auf China oder die USA notwendig. „Große Firmen wie BMW, Microsoft und SAP springen auf den Zug auf. Inzwischen schicken die Länder ihre politischen Akteure und Minister zu den Kongressen, wie ich kürzlich in Berlin sehen konnte“ so Bukowski. In Haar gelte es nur das Jugendfreizeitheim DINO als erstes „circular“ Projekt umzusetzen.

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Aufreger Verkehr I.

Das größte Thema des Abends allerdings betrifft den r Verkehr in und um Haar und seine Ortsteile. Inzwischen seien die Anzeigentafeln im Busverkehr ausgebaut und das „Netz mit den X Bussen gut verdichtet“. Eine Teilnehmerin hakt nach, ob ein Einsatz der Busse nach 23 Uhr geplant sei, da beispielsweise die Ottendichler danach am Haarer S-Bahnhof festsäßen und auf ein teures Taxi angewiesen seien. Mangels Rentabilität sei damit nicht zu rechnen, verneint Bukowski. Momentan gehe es vor allem um den Busbahnhof, eine „Light“- Variante aufgrund der angespannten Haushaltssituation: “Wir haben jetzt einen Plan, den wir mit der Bahn absprechen und hoffen, dass es schnell geht.“ Auch das immense Verkehrsaufkommen auf der B471 schreit seit Jahren nach einer Lösung. Eine kreuzungsfreie Autobahnparallele allerdings sei wegen der Baukosten von rund 50 Millionen vom Tisch: „Da haben wir ein totes Pferd geritten.“ Dennoch wolle Bukowski nicht aufgeben und hoffe auf eine Ortsumgehung.

Aufreger Verkehr II.

Den Anwesenden geht es vorrangig um fehlende Verkehrsschilder. So fahren nicht nur LKW und PKW viel zu schnell durch die Ortsteile: „Die fahren teilweise über den Gehweg, ich kann froh sein, dass noch nichts passiert ist“, klagt eine Anwohnerin. Es seien aber auch rasende Radlfahrer, die Fußgänger erheblich gefährden: „Sie überholen ganz locker Polizeiwagen und die machen nichts“, beschreibt ein Teilnehmer das Ärgernis. „Aber samstags in der Früh schreiben sie Autos auf, die nicht richtig in den Buchten stehen. Wir kennen uns hier alle. wenn jemand einen anderen blockiert, können wir schnell beim Nachbarn klingeln. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?“, fragt eine Nachbarin. Neben den Beschwerden kommen konstruktive Ideen, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Denkbar seien Blitzer ( „Ihr verdient euch dumm und dämlich“) oder die Verlängerung der 30-er Zonen. Da habe einen Doppeleffekt, erklärt ein Teilnehmer: „Lärmreduktion bei erhöhter Sicherheit.“ Bürgermeister Bukowski will sich an einigen Stellen ein persönliches Bild machen.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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