„Aktion oder Reaktion – What‘s the plan, Haar?“

Kategorie: Politik

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Teilnehmer und Veranstalter des 3. Familienforums der SPD: „Aktion oder Reaktion – What‘s the plan, Haar?“

Die Sehnsucht, wieder etwas machen zu können, wächst jeden Tag

Resilienz schaffen, also die Widerstandskraft stärken, und Strategien finden, um mit der frustrierenden Pandemiesituation umgehen zu können, ist in den ersten Minuten des 3. Familienforums der SPD das Thema. Astrid Herrmann will mit einem kleinen „Leitfaden to Go“ die wichtigsten Punkte ansprechen, wie Netzwerkstärkung, Lösungs- und Zukunftsorientierung und Optimismus. Den nicht zu verlieren, ist nicht einfach, angesichts der Frage: „Was geht, was nicht?“ Obwohl Katharina Dworzak, Haars Dritte Bürgermeisterin, nicht allzu sehr in eine negative Stimmung verfallen möchte, ist es doch recht ernüchternd, wie eingeschränkt das gesellschaftliche Leben in den kommenden Monaten bleibt: „Beispielsweise fällt die Künstlermeile aus. Andere Sachen, wie das „White Dinner“ im Sommer, lassen sich sicherlich spontan organisieren, wenn die Bestimmungen es zu lassen“, sagt Dworzak und hofft: „Dass wir uns dann wiedersehen können, wenngleich mit Sicherheitsabstand, aber das wäre ja schon etwas.“

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Verdrehter geht es kaum

Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen, wie die Jugendzentren Route 66 und DINO oder das Kirchliche Jugendzentrum (KJZ),  berichten von Absurditäten in den letzten Monaten. „Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, die wievielte Anordnung des Bayerischen Hygieneschutzgesetzes gerade rauskam, da stand unter dem Punkt „Freizeiteinrichtungen“ neben Fitnessstudios, Freibäder und Bordellen, dass auch Jugendzentren geschlossen bleiben müssten.“ Bis heute kann es Franz Meier-Dini, Leiter im Route 66, nicht fassen, in welcher Ecke Jugendliche stehen: „Ich war dann soweit zu sagen: „Ok, ich bin ja froh, dass die Jugendlichen zu uns kommen und nicht in ein Bordell gehen.“ Das ist wirklich unfassbar“, urteilt Meier-Dini. „Wir sind nicht tatenlos, machen zweimal wöchentlich ein digitales Angebot, was wirklich gut ankommt. Streamingkonzerte dürfen wir nicht machen, wegen des Betretungsverbots, derzeit dürfen sich im Haus nur zwei Kollegen aufhalten. Und bei der Impfstrategie fällt die Jugend wieder runter“, macht sich der erfahrene Pädagoge Luft. Sozialpädagoge Daniel Haag (DINO) nickt: „Wir dürfen nur Einzelgespräche anbieten, aber das Landratsamt schickt eine Anfrage, ob sie die Räumlichkeit für Schüler haben können, um in unserem Haus Sport machen zu können.“

„Ich hatte wirklich vergessen im Umgang mit den Kindern mal zu unterbrechen und bewusst tief ein- und auszuatmen.“ 

Nina Jaksch, Teilnehmerin des Forums.

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Umdenken, Transparenz und Lichtblicke

Abiturient Raul Würfl benennt ein weiteres Problem, das den Unterricht betrifft und viele Schüler belastet: „Man hätte die niedrigeren Klassen früher in die Schulen schicken sollen, als diejenigen, die sowieso schon einigermaßen unabhängig arbeiten können. Die jüngeren Schüler brauchen das Gespräch mit den Lehrern. Das Abi ist zum Greifen nah, aber der Unterricht nicht.“ Mark Brassinga, Vater eines Grundschülers, wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit von Kultusministerium, Schule und Eltern: „Die Schulen bekommen kurzfristig vom Kulturministerium Anweisungen. Entsprechend unterrichten sie die Eltern kurzfristig, was schwierig ist. Ich hoffe insgesamt auf einen größeren Informationsfluss.“ Aber in der Krise gebe es auch positive Momente, meint Carsten Dieckmann, Kinderpfleger in einer Kindergarten-Horteinrichtung und Vater einer Tochter: „Jetzt laufen wir bei rund 60%. Durch die kleinen Gruppengrößen sind sie sehr entspannt, es ist ein ganz anderes Arbeiten, wir genießen die intensive Zeit mit den Kindern.“

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Durchs Tal der Frustration

Besonders eindringlich schildert Nina Jaksch ihre Lockdown-Krise und wie sie ganz langsam über die Monate wieder herausfindet: „Ich hing ganz tief in dem Lockdown-Loch und dann habe ich mir irgendwann dieses Video angesehen, indem es darum geht, dass es nicht nur ganz schrecklich sondern auch gefährlich ist, damit ließen sie einen alleine.“ Nina Jaksch hat „keinen Bock und Drive mehr auf nichts“, bis sie bei einem kostenpflichtigen Streaming-Anbieter „Explain Corona“ entdeckt: „Ich dachte, wie scheiße Corona ist, das weiß ich jetzt. Aber es ging darum, es hinzubekommen. Das erste, was ich für mich mitgenommen habe, ist die Nachrichtenhygiene. Ich schaue nicht mehr alle paar Minuten auf mein Handy, denn der Alltag wird dadurch nicht besser“, erzählt die junge Mutter. „Das zweite war: Atmen im Alltag! Ich hatte wirklich vergessen, im Umgang mit den Kindern mal zu unterbrechen und bewusst tief ein- und auszuatmen. Natürlich nicht, wenn die Kinder gerade hohl drehen, aber immer mal wieder.“ Nina Jaksch erlebt, wie die Methode funktioniert und sich der Körper tatsächlich beruhigt. Schließlich stolpert sie noch über einen Podcast des BR: „Nicola Schmidt, die die „artgerecht Bücher“ schrieb, hat aus meiner Sicht recht: „Wir leben nicht artgerecht. Der Homo sapiens hätte als kleine Familie gar nicht überlebt, es wäre schlicht nicht möglich gewesen, das heißt dass es mir ganz viel Druck genommen hat: Jeden Tag, den meine kleine Familie überlebt, habe ich etwas richtig gemacht.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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