Innovativ und integrativ: Neues Gesamtkonzept im Wertstoffhof

Kategorie: Aktuelles

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Das neue Konzept des Wertstoffhofs: innovativ für die Kreislaufwirtschaft, integrativ für Mitmenschen. V.l.n.r. Andreas Nemetz (Umweltamtsleiter), Bürgermeister Andreas Bukowski und Andy Menzel (Wertstoffhofleiter).

Abfall gibt es nicht

Nach 30 Jahren stellt der Wertstoffhof sein neues Konzept vor, das unter der Devise steht: Sammeln und wiederverwenden, was möglich ist. Es ist spürbar, wie sehr Umweltamtsleiter Andreas Nemetz und Wertstoffhofleiter Andy Menzel für das Thema Recycling und Kreislaufwirtschaft brennen. Haarer Bürger können „gefühlt“ beinahe alles abgeben, was noch einen Wert für andere haben kann: „Wir nehmen alles an, diskutieren nicht und entscheiden dann, was unabhängig vom sentimentalen Wert für den Einzelnen noch gut verwendbar ist“, erklärt Nemetz. In der Regel sei das viel, so Nemetz: „Wir haben eine zentrale Annahme geschaffen und sammeln Gewolltes für verschiedene gemeinnützige Institutionen und Vereine, die es dann in Eigenregie verwirtschaften können“ erklärt Nemetz die Kooperation mit einigen Einrichtungen.

Zusammenarbeit mit Haarer Institutionen
Darunter befindet sich beispielsweise der Haarer Tisch, der bevorzugt Dinge des täglichen Gebrauchs wie etwa Töpfe, Geschirr und Besteck für einkommensschwache Menschen und Familien benötigt, defekte Haushaltsgeräte oder Lampen für das Repaircafé, Materialien für die Bike- Klinik, Puzzles für das betreute Wohnen und für das Familienzentrum Spiele und dergleichen, aber auch Rollatoren und Gehhilfen. Alle Dinge lagern für die unterschiedlichen Institutionen übersichtlich getrennt in Regalen bis zu ihrer Abholung. „Generell sind wir offen für weitere Partnerschaften, wenn sich der eine oder andere Verein oder gemeinnützige Organisation, dann bekommen die auch ihr Abteil“, so Nemetz.

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Nichts geht verloren, andere profitieren
In der überdachten „Kreislaufhalle“, neben dem kleinen Gebäude, stehen verschiedene Container: „Hier kommen ganz viele Sachen hin, die Wertstoffhöfe eher nicht sammeln, wie Röntgenbilder“, zeigt Nemetz. „Die kann man zu Silberschlamm und recyclingfähigen Kunststoff verarbeiten.“ Dazu gibt es einen großen Behälter für Brillen, die für einen Optiker bestimmt sind, der sie nach Afrika schickt, ein weiterer für Briefmarken, die an Bethel gehen, einer diakonischen Einrichtung für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, LPs und Singles für einen gemeinnützigen Schallplattenladen, Tonerpatronen, die die Diakonie wieder befüllt, Krücken für die Ungarnhilfe, CDs und DVDs, Wachs für das Inklusionsprojekt der Diakonie Herzogsägmühle. Nemetz Aufzählung endet bei seinem erklärten Favoriten Kork: „Der wird gesammelt, um Korkeichenwälder in der Extremadura (Landschaft in Spanien mit Korkeichen und Steineichen, bekannt für ihre einzigartige Artenvielfalt) zu schonen. In Trier wird er zu Baustoff für die Dämmung verarbeitet. Die Firma zahlt einen Prozentsatz an den NABU, die das Geld für den Kranichschutz verwendet.“

Kleine Wohlfühloasen mit Möglichkeiten zu mehr
Das Gesamtkonzept beinhaltet auch die vor einiger Zeit eröffnete „Büchergarage“, die das Flair eines gemütlichen Zimmers mit Sitzmöbeln ausstrahlt und ab sofort ganz neu die „Trödelgalerie“. „Das ergibt aus unserer Sicht einfach Sinn, das hier zentral zu machen, da hier schließlich alles hingebracht wird.“ Die einstige “Regenbogen Börse“, zeigt sich in ganz neuem Glanz und deutlich minimalistischer gestaltet. Das „Interieur“ ist liebevoll und sorgfältig ausgesucht. Beistelltischchen, Vasen, Dekor, Bilder, Buffet, Spiegel und gemütliche Sitzmöbel aus verschiedenen Epochen, erinnern an ein hippes Szenecafé in Berlin und machen die Galerie zu einer kultigen Location für Events: „Wir können uns auch gut vorstellen hier zum Beispiel Poetry-Slams zu veranstalten“, blickt Nemetz in die Zukunft. Wer wolle, könne sich gleich nebenan den kleinen Naturschaugarten anschauen: „Das ist tatsächlich der Ursprung des Haarer Grünflächenmodells von 1998. Auch das ist ein Biodiversitätselement wie die Kreislaufhalle.“

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Chancen für Mitmenschen
Eine weitere Besonderheit sei die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter München, so Nemetz: „Wir haben für die Betreuung der Garage und der Second Hand Annahme drei sogenannte AGH (Arbeitsgelegenheit)-Stellen. Früher waren das Ein-Euro- Jobs, jetzt gibt es zwei Euro fünfzig. Es geht um Menschen, die eigentlich Arbeitslosengeld beziehen und etwas dazuverdienen dürfen. Sie bekommen Projekte wie unseren Wertstoffhof von ihren Betreuern vorgestellt und können sich dann bei uns vorstellen.“ Das sei „wirklich super“, betont Nemetz und berichtet von einer Ukrainerin, die sich „fleißig um die Bücher kümmere und ganz erpicht sei Deutsch zu lernen. „Das ist für uns eine hilfreiche Geschichte und ermöglicht andererseits Menschen wieder ins Leben zu kommen, denn sie erfahren Wertschätzung für ihre Arbeit. Ich denke, dass es ein guter Ansatzpunkt ist, wieder Arbeitsluft zu schnuppern. Das ist Teil unseres integrativen Ansatzes.“ Dazu arbeiten nach wir vor „Regenbogenkollegen“ im Wertstoffhof, dazu sollen sogenannte „Teilhaber am Arbeitsleben“ (ebenfalls ein Programm des Jobcenters) kommen: „Dabei handelt es sich um Menschen, die aus irgendeinem Grund gestrauchelt sind und keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt haben“, verdeutlicht Nemetz und bekräftigt: „Insofern haben wir, neben dem Nachhaltigkeitsaspekt, den integrativen Arbeitsaspekt mitbedient.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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