Der Haarer Anger soll zukünftig ein Platz für viele Veranstaltungen sein
Kompliziertes Wahlverfahren
Kaum etwas kann schlimmer sein als gut gemeint und nicht viele, scheinbar kleine Themen, fordern den Gemeinderat mehr, als die Namensfindung für eine neue Straße oder einen bereits lange vorhandenen „Platz ohne Namen“ an einer zentralen Stelle wie dem Bürgerhaus. Zukünftig sollen dort viele Events stattfinden, daher sei eine eindeutige Benennung wichtig, damit Ortsunkundige möglichst einfach den Platz der Geschehnisse über einschlägige „Navis“ finden können, so der Ursprungsgedanke von Bürgermeister Andreas Bukowski. „Kann man, muss man aber nicht“, ist eher die Haltung der SPD.
Kreativität gefordert
Aus Marketing-strategischen Gründen soll der Name möglichst originell sein, ist der allgemeine Wunsch. Schnell stehen Ideen wie Postwiesn, Posthalterplatz oder Nikolausplatz im Raum oder der gendergerechte Vorschlag der Grünen: Bürger*innenplatz. Für manchen Sprachliebhaber ist die Idee der Stern des Anstoßes für eine intensive Diskussion. Während die einen darin zukunftsweisendes Potential erkennen, glauben andere an einen vorübergehenden Trend. Die SPD wiederum kritisiert „Postwiesn“, da der Begriff bereits seit vielen Jahren unter den Haarern mit der Wiese zwischen der evangelischen Kirche und der Grundschule verknüpft sei. Im weiteren Verlauf der Findungsphase, gesellen sich nach einer offenen Befragung weitere knapp 200 Vorschläge kreativer Bürger zur Auswahl, darunter Haarmonie Platz, Zammaplatz, Haarer Herz, Sphärenplatz, Kutscherplatz, Bürger:innenhausplatz, Tigerplatz oder Regenbogenplatz.
Entlarvt!
Bei der Abstimmung geht zunächst der „Posthalterplatz“ mit knapp 1.500 von rund 3.700 Stimmen (davon rund 100 per Post) eindeutig als Sieger hervor. Der genauere Blick auf das Ergebnis durch die Gemeindeverwaltung jedoch ergibt Unstimmigkeiten und ein verfälschtes Stimmenergebnis durch entsprechende Computerprogramme, deren Spuren in die USA und nach Russland führen. Nach Abzug aller manipulierten Stimmen kann der Gemeinderat aus der dann vorgelegten Liste in mehreren Wahlgängen die Kandidaten reduzieren, bis letztlich der Haarer Anger mit 15:15 mehr Stimmen erhält als zwei weitere aus der Endrunde (je 14:16).
Ein Platz für alle
Jetzt soll er also „Haarer Anger“ heißen, der Platz am Bürgerhaus. Vielleicht nicht ganz so außergewöhnlich, wie sich manch einer erhofft hat, aber immerhin deutet der Begriff auf ein versöhnliches Ende hin. Anger stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bezeichnet ein Stück Land, auf dem Gras wächst oder einen Platz im Dorf, der allen Bewohnern zur Verfügung steht, um dort zusammenzukommen.
Für Sie berichtete Manuela Praxl.
Foto: Gemeinde Haar