Jenny Eberl ist sehr zufrieden mit dem Start ihrer bilingualen Klasse an der Grundschule am Jagdfeldring
Red no – green go!
Wenn Jenny Eberl ihre ABC-Schützen fragt „What´s your favourite colour?“, schnellen viele Finger hoch. „Blue, orange, pink, green“, antworten die Erstklässler, nur wenige Wochen nach Start des bilingualen Unterrichts an der Grundschule am Jagdfeldring. Genauso selbstverständlich waschen sie ihre Hände nach der Aufforderung „Wash your hands“ oder ziehen ihre Jacken an, wenn ihre Frau Eberl „Put your jackets on“ ruft. 25 Kinder bilden im Schuljahr 2021/2022 die erste Klasse am Jagdfeldring, die ihre Grundschuljahre zweisprachig erleben. „Der Start ist gut gelungen, die Kinder kommen alle sehr gut mit. Manche trauen sich inzwischen, auf Englisch meine Fragen zu beantworten, anderen fällt es noch ein wenig schwer, aber sie dürfen genauso auf Deutsch antworten“, lautet das erste Resümee der Klassenlehrerin. „Sollte ich merken, dass ein Kind den Anschluss verliert, würden die Schulleitung und ich eine Lösung finden.“
Der Wille des Kindes entscheidet
Das Interesse an der bilingualen Klasse ist im Vorfeld sehr groß. 50 Elternpaare bewerben sich um einen der 25 Plätze: „Wir mussten ein bisschen aufpassen, weil wir keine Elite-Klasse entstehen lassen wollten. Es ist ein Zusatzangebot, das Freude bereiten soll“, stellt Schulleiterin Carolin Friedl klar. Um das zu gewährleisten, legt sie, gemeinsam mit Jenny Eberl, eindeutige Kriterien bei der Auswahl an, so Friedl: „Die Kinder müssen Leistungswille zeigen, dürfen keine Angst vor Frustration haben und müssen einigermaßen selbstorganisiert sein. Sie haben ohnehin genügend mit dem Schulanfang zu tun. Zweisprachigkeit ist ebenfalls ein Thema.“ Das wichtigste Kriterium sei aber der Wille des Kindes, betonen Lehrerin und Schulleiterin gleichermaßen: „Das Kind muss es wollen, nur dann ergibt es Sinn.“ Die Klasse bildet sich aus sogenannten „Native Speakers“, also Kindern, die zuhause englisch sprechen, andere bringen Vorkenntnisse aus vhs-Kursen oder aus dem Kindergarten mit, manche haben Verwandte im englischsprachigen Ausland, so Jenny Eberl und betont: „Aber wir haben auch Kinder, die gar kein Vorwissen haben. Alle, die den angelegten Kriterien entsprachen, hatten eine Chance, in die Klasse zu kommen. Letztendlich haben wir ausgelost.“
„Wenn ein Kind etwas nicht versteht, fragt es einfach nach und die anderen Kinder dolmetschen selbstverständlich. Unsere „Native Speaker“ helfen.“
Jenny Eberl, Lehrerin
Einzelne Aspekte und Floskeln
Ihren Unterricht hält Jenny Eberl grundsätzlich auf Deutsch. Englische Alltags-Phrasen, wie „Schließe die Tür“, „Seid ruhig“ oder „Setzt euch bitte“, fügt sie ein. In Mathematik rechnet die Klasse auch auf Englisch und kann bereits „one plus three“ addieren. Genauso lehrt Jenny Eberl den Sechs- bis Siebenjährigen, Teilaspekte einzelner Themen im Heimat- und Sachkundeunterricht auf Englisch, wie die Ampel „Red no – Green go“. „Wir versuchen außerdem, die Feiertage aller englischsprachigen Räume ein bisschen hervorzuheben, um das interkulturelle Wissen zu fördern. Beispielsweise haben wir zu Halloween eine kleine Party gemacht und wollen uns als nächstes Thanksgiving anschauen“, erklärt Eberl. „Im Deutschunterricht allerdings arbeiten wir einsprachig. Es ist ganz wichtig, die Muttersprache zu trennen.“
Bilingualer Unterricht fördert Miteinander
Die Schulanfänger lernen intuitiver als ältere Kinder, sagt Jenny Eberl: „Das ist grammatikalisch nicht immer richtig, aber sie plappern einfach drauf los. Die Großen beginnen auch mit Elan, da kommt aber schnell die Grammatik dazu, das frustriert. Dann geht es nach Regeln und sie trauen sich oft nicht mehr.“ Die Grundschullehrerin hat Erfahrung, ursprünglich unterrichtet sie am Gymnasium Französisch und Englisch, wechselt erst später an die Grundschule. Dazu macht sie Fortbildungen, um sich auf den bilingualen Unterricht bei den jüngeren Kindern vorzubereiten: „Die Kleinen machen das fast nebenbei und merken gar nicht, wie viel sie machen. Oft kommt ein: „Jetzt haben wir gar nichts auf Englisch gemacht“. Dabei haben sie den ganzen Tag etwas gehört oder gesprochen.“ Neben dem Vorteil, möglichst früh eine weitere Sprache zu erlernen, fördert der bilinguale Unterricht das soziale Miteinander und Selbstbewusstsein, beobachtet Jenny Eberl: „Wenn ein Kind etwas nicht versteht, fragt es einfach nach und die anderen Kinder dolmetschen selbstverständlich. Unsere „Native Speakers“ helfen. Generell haben alle einen Heidenspaß, wenn wir im Sport ein englisches Spiel spielen und in Musik englische Lieder einüben.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.