Fröhliches Faschingstreiben bei Bilderbuchwetter

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Maschkera in Haar – der Straßenfasching begeistert jedes Jahr.

Haar geht Maschkera

Es ist ein fester Termin für Haars große und ganz kleine Narren und Närrinnen: jedes Jahr am Faschingsdienstag kurz vor 14 Uhr zieht es massenhaft heiße Miezen, allerliebste Prinzessinnen, wilde Piraten, knapp bekleidete Angehörige des Sicherheitspersonals und schrille Fantasiegestalten mit und ohne kunstvoll toupierte und schweißtreibende Nylon-Perücken unter freien Himmel ins Zentrum der Gemeinde. Denn dort steppt nicht nur der Tanzbär zu eingängigen Schlagerrhythmen, sondern auch die Milchkuh mit dem Astronauten, Clowns und Käfern: „Es ist jetzt schon ziemlich voll, glücklicherweise haben wir wunderbares Wetter, eigentlich wie jedes Jahr. Die Stände sind aufgebaut und bereit, die ersten tanzen schon. Beim Maschkera ist bei uns einfach beste Stimmung“, kommentiert Musketier und Rathauschef Andreas Bukowski fröhlich die ausgelassene Party. In Haar heißt das nicht so, sondern „Maschkera“, das weiß doch jedes Kind. Woher der Begriff allerdings ursprünglich stammt, scheint ein Rätsel. Auch der Bürgermeister kann den Ursprung der Bedeutung nicht enthüllen: „Ich habe mich auch schon gefragt, woher das Wort Maschkera kommt. Aber im Grunde ist es ein bisschen egal, denn hier in Haar weiß jeder, dass Maschkera für Straßenfasching steht“, meint Bürgermeister Bukowski (CSU).

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Raul Würfl und Sabine Getz (Vorsitzende der Haarer SPD) müssen ebenfalls passen, wenn es um die Bedeutung oder das Detailwissen des Wortes geht: „Gute Frage! Ich habe es noch nicht gegoogelt. Aber ich bin ja lieber ratlos, was diese Frage betrifft, als wenn es um den Haarer Haushalt geht“, antwortet Würfl und lacht. Gemeinderat Apostolos Kotsis (SPD) und Vorstand der Griechischen Gemeinde in Haar, hingegen prescht vor und hat zwischen dem Grill mit Souvlaki-Spießchen und der Getränkeausgabe einen Erklärungsansatz parat: „In Griechenland kennen wir den Begriff Maschkera, der für Maskierung steht. In Patras wird der Straßenfasching riesengroß begangen. Die machen das wie in Rio, ganze Gruppen sind mit den Vorbereitungen das gesamte Jahr damit beschäftigt.“

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Unmoralische Vorkommnisse

Während sich der zweite Bürgermeister Ulrich Leiner (Grüne) mit dem kürzlich neu gewählten Sprecher Sebastian Franz des Ortsverbands nicht nur ein Gläschen Bio-Prosecco genehmigt, sondern auch fleißig ausschenkt, kommt am Stand daneben Peter Siemsen (FDP) dem Gelben des Eis deutlich näher auf die Spur: „Maschkera kommt von Maskieren und ist im alemannischen Fastnachtraum beheimatet. Früher haben die Maskierten mit den Frauen getanzt. Das Wichtige war, dass die Männer hinter den Masken nicht erkannt wurden.“ Ehefrau Beatrice, gebürtige Schweizerin, nickt und kann sogar eine nicht ganz jugendfreie Geschichte aus ihrer Heimat beisteuern: „Es gab dort einen strenggläubigen katholischen Pfarrer, der beispielsweise Leute, die unverheiratet zusammengewohnt haben, nicht getraut hat. Aber zur Fastnacht hat er, getarnt mit einer Maske, auf dem Maskenball mit Frauen getanzt.“ Wie ausgiebig ist nicht überliefert. Bis Mitternacht scheint aber unwahrscheinlich, denn bekanntermaßen ist am Aschermittwoch aller Spaß vorbei und nicht jeder möchte der ungeschminkten Wahrheit ins Gesicht blicken.

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Geheimnis enthüllt

Woher also kommt „Maschkera“? Der Ursprung des Wortes findet sich in Italien. „Maschera“ bedeutet Maske. Im Werdenfelser Land, Tirol und besonders in Mittenwald, ist es Brauch zwischen dem Sonntag nach Heilige Drei Könige und Faschingsdienstag „Maschkera zu gehen“. Und dabei handelt es sich um eine reine Männersache, so zumindest verlangt es die Tradition. Hinter den oft jahrhundertealten und in Familien über Generationen vererbten Masken, den sogenannten Holzlarven, verbergen Männer ihre wahre Gestalt, verstellen ihre Stimme und verändern ihre Gesten. Manche Larve blickt sympathisch, andere fallen durch ihr recht düsteres Antlitz auf. Gemeinsam ziehen die Maskenträger durch die Straßen und tanzen mit jungen Frauen. „Schellenführer“ beginnen das Spektakel am unsinnigen Donnerstag mit dem letzten Schlag der Mittagsläutens und begleiten die Bärentreiber, Tanzpaare, Jacklschutzer und viele weitere Figuren. In der illustren Gesellschaft finden sich auch Angler, die „Ruten“ (Haselnussstöcke) in die Menge halten. Kinder können dann die daran befestigten Schokoladen fangen. Soweit wollen die Haarer mit ihrem Maschkera nicht gehen. Hier müssen sich Jecken, egal wie alt, nicht strecken, um an Essbares zu gelangen. Es sind lediglich ein bisschen Geduld, Rhythmusgefühl und Mitsingwille gefordert, um die Zeit in den langen Schlangen mitschunkelnd und summend auszuhalten, bevor sie sich Hamburger, gefüllte Pitafladen, Schnittchen und Krapfen schmecken lassen können.

„Ich habe mich auch schon gefragt, woher das Wort Maschkera kommt. Aber im Grunde ist es ein bisschen egal, denn hier in Haar weiß jeder, dass Maschkera für Straßenfasching steht“

Andreas Bukowski, Bürgermeister.

„In Patras wird der Straßenfasching riesengroß begangen. Die machen das wie in Rio, ganze Gruppen sind mit den Vorbereitungen das gesamte Jahr damit beschäftigt.“

Apostolos Kotsis, Vorstand Griechische Gemeinde Haar.

„Es gab dort einen strenggläubigen katholischen Pfarrer, der beispielsweise Leute, die unverheiratet zusammengewohnt haben, nicht getraut hat. Aber zur Fastnacht hat er, getarnt mit einer Maske, auf dem Maskenball mit Frauen getanzt.“

Beatrice Siemsen.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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