Horst Wiedemann verabschiedet sich

Kategorie: Politik

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Horst Wiedemann erhält aus den Händen von Bürgermeister Andreas Bukowski die Anerkennungsurkunde der Stadt Haar.

Ein halbes Jahrhundert für Haar.

Wer sich mit topfitten 91 Jahren nach 50 Jahren und rund 1200 Sitzungen im Rat und verschiedenen Ausschüssen als ältester Gemeinde- und zuletzt Stadtrat ins Privatleben zurückzieht, kann das wahrlich mit erhobenem Haupt machen. Vor allem, wenn es sich um Horst Wiedemann handelt. Denn zu den Stunden in den verschiedenen Sitzungen addieren sich ungezählte der Besprechungen, Arbeitsgruppen und Fraktionssitzungen. Der Mensch Horst Wiedemann, als Kommunalpolitiker nimmermüde, zäh und zielorientiert, ist mit Haars jüngerer Geschichte untrennbar verbunden. Für seinen engagierten Kampf und das Erreichte bestens bekannt, genießt Wiedemann überparteilich höchsten Respekt.

Neue Wurzeln schlagen
Das Licht der Welt erblickt Horst Wiedemann 1934 in Kloster Grab. Das liegt am Fuße des Erzgebirges im Sudetenland. Wie vielen anderen seiner Generation erlebt er in seiner frühestens Kindheit eine kurze, sorglose Phase, bis der erbarmungslose Krieg für die Vertreibung aus der Heimat sorgt. Eine neue findet die Familie in Haars Musikerviertel, in den Unterkünften für Vertriebene. Später lernt Wiedemann dort seine zukünftige Ehefrau Helga kennen. Gemeinsam ziehen sie drei Kinder groß und freuen sich später über fünf Enkelkinder und zwei Urenkel. Bis heute lebt Horst Wiedemann dort und engagiert sich als Obmann im Verein Sudetendeutsche Landsmannschaft.

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Die Anfänge: einmal dabei, immer mittendrin
1966 also vor 59 Jahren, gilt Wiedemanns Interesse vor allem dem Sport. Er zeigt Qualitäten als Mittelspieler im Fußball und trifft gerne und sehr gekonnt ins Schwarze und wird Schützenkönig in seinem Verein TSV 1860. Willy Träutlein, damaliger Bürgermeister, möchte den Studienrat für die Haarer SPD gewinnen. Der Lehrer für Wirtschaft und Recht, Erdkunde und Sozialkunde überlegt und beschließt fortan die Theorie nicht mehr nur lehren zu wollen, sondern in die Praxis umzusetzen und politisch mitzuwirken. Nur ein Jahr später zählt Wiedemann zu den sieben Gründungsmitgliedern des „Vereins zur Gründung weiterführender Schulen im Osten Münchens“. Nach einem Marathonlauf durch Ämter, Behörden und Bauzeit, eröffnet im Olympischen Jahr 1972 das Ernst-Mach- Gymnasium und Wiedemann zieht erstmals für die SPD in den Gemeinderat ein und im Grunde bis vor kurzem nicht mehr aus. Wer jetzt rechnet – stimmt: Insgesamt unterbricht Wiedemann drei Jahre seine „Karriere“ im Rat. Bis in die 1980er geht es politisch vor allem um die Gestaltung der Ortsmitte mit dem Erhalt des Rathauses und Gasthofs oder dem Bau des Bürgerhauses und Poststadels, während die 1990er Jahre vor allem durch die überparteiliche Übereinstimmung geprägt sind. Zum Ende seines politischen Wirkens erlebt Wiedemann die Erfüllung eines lang gehegten Traums: die Stadterhebung Haars.

»Würden wir einen gemeinsamen Stadtspaziergang machen,
dann kämen wir nur langsam voran. An fast jeder Ecke,
nach fast jedem Schritt, könnten wir stehen bleiben
und Du würdest mir am konkreten Beispiel berichten können,
wie sehr du dich für dies, was wir gerade sehen, eingesetzt hast.«

Mike Seckinger, Fraktionsvorsitzender Grüne

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Respekt und Anerkennung von allen Seiten
Der Stadtrat verabschiedet sich von seinem Mitglied mit anhaltenden stehenden Ovationen und herzlichen Worten, unter ihnen der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Mike Seckinger: „Du warst schon ein aktiver Gestalter Haars, da hatte ich noch keine Ahnung was ein Gemeinderat ist und welche Aufgaben dieser hat.“ In einem imaginären Spaziergang durch Haar erinnert Seckinger an Wiedemanns Einsatz. „Bei einem gemeinsamen Stadtspaziergang kämen wir nur langsam voran. An fast jeder Ecke, nach fast jedem Schritt könnten wir stehen bleiben und Du würdest mir am konkreten Beispiel berichten können, wie sehr du dich für das was wir gerade sehen, eingesetzt hast.“ Wiedemanns gebühre Dank für sein großes Engagement für die Stadt und seine Bestrebung Zivilgesellschaft zu stärken: „Auch wenn wir nicht bei jedem Thema gleicher Meinung waren – was unter Demokraten und Demokratinnen kein Problem ist – gebührt dir unser größter Respekt für mehr als fünf Jahrzehnte politisches Engagement.“

Last but not least
Eine Legende verlasse das Gelände, heißt es schließlich aus eigenen Reihen. „Du warst auch für mich, nicht nur in der Anfangszeit, immer ein wichtiger Ratgeber, ich konnte von deiner großen Erfahrung profitieren“, bedankt sich Thomas Fäth, Fraktionsvorsitzender der SPD. Von einem Wunsch wisse er allerdings noch: „Den hast du mir beim Festakt zur Stadterhebung. Ich verrate hier nicht was, aber ich verspreche dir, wir werden uns mit aller Macht dafür einsetzen, dir diesen Wunsch zu erfüllen.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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