Blue Dolphins feiern 25 inklusive Jahre

Kategorie: Konzerte

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25 Jahre Blue Dolphins: Eine Band, die weiß, wie sie ihr Publikum mitreißt

Viele Töne ergeben Meisterstück

Wenn eine Band ein Vierteljahrhundert die Bühne rockt, darf es zum Geburtstag ein kleines Musikfestival sein. Ihr Bestehen feiern die Blue Dolphins mit anderen inklusiven Bands aus Bayern, vielen ehemaligen Bandmitgliedern im Konzertsaal der Musikschule und sorgen für tosenden Applaus beim Publikum. Angetrieben habe den Leiter der Musikschule, Clemens Wiedemann, in den 1990er Jahren der Wunsch nach Inklusion. Nach einem Schlüsselerlebnis mit einem Schüler, belegt Wiedemann einen sogenannten „BLIMBAM“-Kurs (Musik mit Menschen mit Behinderung): „Vermutlich hatte er ADHS mit Komplikationen. Im Rahmen einer Hausarbeit habe ich dann die inklusive Band „Blue Dolphins“ gegründet.“ Spätestens an dieser Stelle, so scheint es, ergibt das lateinische Zitat von Lucius Annaeus „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir“ Sinn.

Blue Dolphins betreten Neuland
Die schlichte Idee benötigt damals eine intensive Vorbereitungsphase, erinnert sich Wiedemann. In Bayern markiert die Gründung der Band, die neben anderen Auszeichnungen für Inklusion, 2012 den Tassilo-Preis von der Süddeutschen Zeitung erhält, so etwas wie einen Startschuss: „Es waren viele Gespräche mit verschiedenen Institutionen notwendig. Letztlich bin ich dann bei Franz Meier-Dini, damals Leiter des Route 66 gelandet und habe die Band mit vier Mitgliedern angefangen.“ Den anfänglichen „Projektstatus“ verlassen die Blue Dolphins hingegen schnell. Allen ist klar: „Wir sind eine Band und wollen es gleich richtig machen!“

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Wider das beschränkte Denken
Bei den Blue Dolphins spielen von jeher Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen mit. „Wir sind eine lebende Band, haben ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Gruppenmitglieder fühlen sich gleichberechtigt, jeder kann mitreden. Was auf die Bühne kommt, diskutieren wir gemeinsam.“ Wiedemann, der das Wort „behindert“ ganz „schrecklich“ findet, stellt die Frage, was Behinderung sei, und wünscht sich generell eine neue Sprachregelung: „Die herrschende Sprache erfasst die Leute nicht. Beispielsweise leiden Menschen nicht am Down-Syndrom. Früher hieß es „Aktion Sorgenkind“, aber es geht nicht um Anomalien, sondern um Genetik und Evolution. Es ist so, wie es ist.“ So lebe die Schlagzeugerin der Band zuhause und gehe einem geregelten Job nach. „Niemand kann sagen, dass sie nicht am gesellschaftlichen Leben teilnimmt“, klärt Wiedemann auf.

»Die Menschen haben teil und darum geht´s.
Das ist der zentrale Punkt.
Es ist ein Plus oder Mehrwert für alle
Beteiligten, Barrieren fallen.«

Clemens Wiedemann, Leiter Musikschule und Bandgründer Blue Dolphins.

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Teilhabe als Hauptanliegen
Die Stärke der Gruppe sei die Integration: „Die Menschen haben teil und darum geht´s. Das ist der zentrale Punkt. Es ist ein Plus oder Mehrwert für alle Beteiligten, Barrieren fallen.“, betont Wiedemann. Er bezieht sich in seinem Tun auch auf den deutsch-israelischen Pianisten, Musikpädagogen und Kulturpolitiker Leo Kestenberg (1882 – 1962), der bereits vor rund einem Jahrhundert in einer informellen Präambel fordert, Musikunterricht für alle zugänglich zu machen. „Heute sollte Barrierefreiheit in alle Richtungen da sein. Leider sind wir davon noch weit entfernt“, kritisiert Wiedemann: „Musikunterricht war früher reichen Leuten vorbehalten und wir sind wieder auf dem Weg dorthin, weil der Staat die Förderungen immer mehr streicht. Das ist ein Verlust von Kultur und da gehört auch die Inklusion hin.“ Offenbar ist das in zu vieler Köpfe nach wie vor nicht angekommen, wie ein Vorfall, der sprachlos macht, beweist: „Ich hatte versucht unsere Schlagzeugerin bei einem Lehrer unterzubringen. Der weigerte sich mit der Begründung, er habe Angst sich anzustecken. Das sind Leute mit Hochschulstudium! Da muss man einfach klare Kante zeigen und sagen, dass das so nicht funktioniert.“

Musik schafft Harmonie
Was funktioniert ist das Miteinander, wie die Blue Dolphins seit 25 Jahren auf der Bühne beweisen und ihr Publikum mitreißen, so wie Stadtrat Peter Siemsen (FDP): „Ein fantastischer Konzertabend, mit dem eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde: Musik verbindet und fördert das Gemeinwohl!“ Auch Stadtrat Dietrich Keymer (CSU) zeigt sich begeistert: „Das routinierte Zusammenspiel der zahlreichen Ensemblemitglieder sowie die wiederholten reibungslosen Wechsel in der Zusammensetzung der jeweiligen Klangkörper, zeigten das professionelle Können der Musiker – ein gelungener Beitrag zum Kulturprogramm der Stadt Haar.“ Auch Ehefrau und Vorstand der Nachbarschaftshilfe Haar Doris Keymer stimmt ein: „Alle drei Bands des Festabends zeigten sehr eindrucksvoll ihr beachtliches Können. Durch das großartige Teamwork und die gegenseitige Unterstützung konnte sich jeder einzelne Musiker optimal entfalten. Dies aus der Nähe mitzuerleben, hat mich sehr beeindruckt. Wirklich unvergesslich!“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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