Wie immer ein Magnet: der Haarer Christkindlmarkt. Nächstes Jahr sollen es zwei Tage sein.
Budenzauber der Vereine
Es kommt immer auf den persönlichen Geschmack an – egal, ob es um etwas für den Bauch oder für das Auge geht. Joshua, Julian und Tobias aus der Jagfeldschule stehen in einer Bude und taxieren Kaufinteressenten genau, um ihnen dann aus dem Warenangebot, das von selbstgemachten Plätzchen bis zu Selbstgebastelten das Passende vorzuschlagen: „Wie wäre es mit einer schönen Kerze?“, fragt Joshua und blickt potentielle Kunden mit unschuldigen großen, braunen Kulleraugen direkt an. Schnell gesellen sich seine Kumpel dazu. Ein weiteres paar braune und ein blau-graues Paar, ebenso unschuldig versteht sich, fixieren den inzwischen willigen Käufer. Alle drei Buben lächeln schelmisch unter ihren Nikolausmützen, wohlwissend: Wohl kaum jemand kann den Blicken des Trios widerstehen. „Ich finde es einfach super, dass ich hier am Stand von meiner Schule helfen darf zu verkaufen. Das macht mega Spaß. Ich verkaufe hier die Sachen, die meine Mitschüler gebastelt und gewerkelt haben“, erklärt Joshua. Mama und Haars dritte Bürgermeisterin Katharina Dworzak (SPD) kommentiert das geballte Verkaufstalent der Gang lachend: „Das haben die wirklich marketingtechnisch richtig gut drauf.“
Der Tag an dem das Licht ausging
Inmitten des Trubels outet sich Bukowski als Anhänger der Tradition im Advent: „Ich mag Christkindlmärkte schon seit ich ein kleiner Bub war.“ Er verbinde damit viele Erinnerungen, eine davon sei besonders präsent und noch gar nicht lange her: „Letztes Jahr hatte sich zwischen den Ästen des Haarer Christbaums ein Eichhörnchen häuslich eingerichtet. Aber es war ihm offensichtlich zu hell,“, erzählt Bukowski schmunzelnd. Um das Licht zu „dimmen“, setzt das possierliche Tierchen damals offenbar kurzerhand seine Beißerchen ein: „Es hat die Lichterkette durchgebissen, zumindest zur Hälfte“. Das Ergebnis: keine strahlenden Lichter von der Spitze bis zur Mitte, sondern natürliches tannengrün bis zum Glow-up durch eine neu installierte Lichterkette einige Tage später. „Ich habe sogar noch ein Foto ein dem Eichhörnchen, wie es gerade hervorblinzelt.“ POV: Dieses Jahr zählt das einstige Eichhörnchen-Domizil zu den „Lost Places“.
Es darf etwas mehr sein
Wie seit Jahren entsteht vor dem Gasthaus zur Post im Advent für ein paar Stunden ein Pop-up Weihnachtsmarkt in Haar. Viele Vereine beteiligen sich daran, braten und backen, bis der Ofen glüht, entfachen Feuer und schenken beliebte Heißgetränke aus. Für einen Tag ein enormer Aufwand, deshalb kündigt Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) wiederholt an: „Wir planen zwei Tage im nächsten Jahr. Dieses sind wir noch Gemeinde und deshalb nur ein Tag, das soll sich als Stadt Haar ändern. Wir haben schon mit Vereinen geredet, die Zustimmung signalisieren. Es gibt einige, die sehr froh wären, weil sie dann nicht nur für einen Tag auf- und abbauen müssen“. Geht es nach Bukowski, soll sich auch das Warenangebot erweitern: „Wahrscheinlich werden dann kommerzielle Anbieter kommen wollen, beispielsweise die, die Christbaumkugel, Kripperlfiguren oder warme Socken für die kalte Jahreszeit verkaufen. „Wir sind dabei das zu organisieren.“
Größeres Warenangebot erwünscht
Dworzak kommt das entgegen: „Tatsächlich denke ich ein wenig mit Wehmut zurück an meine eigene Kindheit. Da war der Christkindlmarkt im Bürgerhaus über drei Ebenen verteilt mit vielen Ständen und ging über zwei Tage. Als Kind habe ich dort oft, gerne und viel Weihnachtsgeschenke gekauft.“ Ähnliches wieder auf die Beine zu stellen, sei aber nicht ganz einfach, so Dworzak: „Es ist nicht so einfach das zu verwirklichen. Aber ich fände es schön, wenn der Markt noch größer würde und sich das Angebot mit anderen klassischen Weihnachtsmarktartikeln erweitern würde. Das wäre für mich die Voraussetzung, ihn über den einen Tag hinaus zu veranstalten. Vielleicht kommt der Trend ja wieder und die Leute schenken gerne etwas aus lokaler Produktion, ich bin jetzt gespannt wohin er sich entwickelt“. Für Gemeinderat Peter Siemsen (FDP) und seine Familie sei ein Bummel über den Weihnachtsmarkt „definitiv mehr als der Besuch von Essens- und Verkaufsständen“: „Wir sehen in ihm einen sozialen und kulturellen Treffpunkt, der Menschen zusammenbringt. Interaktion und das Gefühl von Gemeinschaft machen für uns dabei den Reiz aus.“ Aus Siemsens Sicht fördern lokale Weihnachtsmärkte gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Das macht einen Weihnachtsmarkt, gerade in der heutigen Zeit so wertvoll. In Haar schreiben wir das Miteinander zu Recht groß. Durch eine Verlängerung des Haarer Weihnachtsmarkts könnten vielleicht noch mehr Menschen erreicht werden.“
„Ich finde es einfach super, dass ich hier am Stand von meiner Schule helfen darf zu verkaufen. Das macht mega Spaß. Ich verkaufe hier die Sachen, die meine Mitschüler gebastelt und gewerkelt haben“
Joshua mit Julian und Tobias, Grundschüler
Weihnachtsmarkt bleibt neuzeitlich
Ein Tag länger vorweihnachtliches Markttreiben ja, aber der oft geäußerte Plan einen Mittelalter- Markt nach Haar zu holen, scheint derzeit vom Tisch. „Diese Art Märkte haben es mir schon angetan, die finde ich sehr, sehr schön“ schwärmt Bukowski: „Das ganze Flair mit dem Met, mittelalterlichen Rezepten, ob es um Lebkuchen, Flammkuchen oder speziell gewürztes Fleisch geht, ist herrlich. Das ist einfach eine andere Welt und das hätte ich gerne für Haar gehabt.“ Nach der Pandemie stelle sich aber ein gravierendes Problem: „Es sind nicht mehr so viele Händler übrig und die konzentrieren sich auf die professionellen Märkte in München am Wittelsbacher Platz in München oder in Maxlrain, deshalb haben wir dann entschieden, dass sich das für uns nicht lohnt.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.