Nikolauskirche feiert Jubiläum

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Von li. nach re.
Bürgermeister Andreas Bukowski, Pfarrer Pater Gabriel Budau, dritte Bürgermeisterin Katharina Dworzak und Mitglied der Kirchenverwaltung Sankt Konrad Alois Rath vor dem „Nikolauskircherl“ mit Sicht auf den ältesten Teil des Gebäudes.

750 Jahre gelebter Glaube

1272 – Es ist das tiefste Mittelalter. Gerade geht der siebte Kreuzzug zu Ende, der 18-Jährige Marco Polo befindet sich seit einem Jahr mit seinen Vater und Onkel auf der großen Reise ins ferne Land China und die Spanier erobern ihr Land von den Mauren zurück: „Es ist zu einer Zeit, als die höfischen Dichter wie Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue oder Gottfried von Straßburg ihre ritterlichen Epen und Dichtungen schufen, als unsere Nikolauskirche gebaut wurde“, versucht Bürgermeister Andreas Bukowski im Festgottesdienst deutlich zu machen, wie lange das „Nikolauskircherl“ mitten in Haar steht. „Das heißt 750 Jahre Ort des Gebetes, des Lobpreises Gottes, Heimat vieler gläubiger Menschen, Gemeinde, Gemeinschaft, gelebter Glaube, Fürsorge, Caritas…“, betont auch Pfarrer Pater Gabriel Budau die Bedeutung der Kirche für Haar: „Wenn die Steine reden könnten, so würden sie erzählen vom Glauben und Hoffen, vom Ringen und Bangen, von Vertrauen und den Zweifeln der Menschen, die hier gebetet, die Kraft und Zuversicht für die Bewältigung ihres Alltags geschöpft haben.“

Zuerst das seelische, dann das leibliche Wohl

Es sei ein ganz besonderes Gotteshaus mit einer wechselhaften Geschichte, meint Bukowski. Umso größer sei die Freude, dass „Nikolauskircherl“ entsprechend feiern zu können. Denn Petrus schickt dazu sommerliche 25 Grad auf den Haarer Anger. Lediglich die Temperaturen am Grill der Griechischen Gemeinde sind noch heißer. Dort ist „Chefkoch“ Apostolos Kotsis, Vorstand der Griechischen Gemeinde, ist in seinem Element und grillt mit seinem Team bergeweise Fleischspießchen und Würste für die Hungrigen nach dem Gottesdienst. „Wir sind sehr froh und glücklich und auch ein wenig stolz, dass wir 750 Jahre Nikolauskirche feiern dürfen“, strahlt Alois Rath, Mitglied der Kirchenverwaltung Sankt Konrad. Überrascht und sichtbar erfreut, zeigt sich Rath über eine unvorhergesehene Spende für die Naschkatzen unter den Feiernden. Stefan Dümig bringt vier Paletten Kirchweihnudeln- und krapfen, die weggehen wie die warmen Semmeln.

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Immer wieder vor dem Aus

In den 750 Jahren, seit der Abt des Klosters Rott, Conradus, 1272 in einem Brief um Spenden „zur Bewerkstelligung des Baus einer Kirche in dem Dorf bei München, das Harde genannt wird“ bittet, ist tatsächlich einiges passiert. Erwähnt ist die schlichte romanische Kirche bereits in einem Dokument des Bistums Freising von 1315. Während des dreißigjährigen Krieges verfällt sie zunehmend, bevor wieder ein Abt aus dem Kloster Rott sich um ihre Erhaltung bemüht. Kaum 50 Jahre später soll sich der Pfarrvikar darum kümmern, die Kirche abtragen zu lassen. Lediglich der Friedhof rettet die Nikolauskirche, denn das gibt das damals geltenden Rechts so vor. Ab Mitte des 18. Jahrhundert erlebt sie ein „Make-over“, erhält Barockfenster, eine gewölbte Decke ´, Altäre und die Kanzel. 1819 zählt Haar nur noch 16 Einwohner, ein „Kirchenbetrieb“ scheint unnötig. So will der Besitzer des Setzerhofs in München das Gebäude abtragen lassen und die Steine wiederverwerten. Dagegen geht der Besitzer des Wirtshofes vehement vor und sorgt mit Nachdruck für den Erhalt der Nikolauskirche.

Erste zarte Bande

Als in den frühen 1900er Jahren die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing und Haar in Betrieb geht, wächst die Gemeinde sprunghaft auf 5000 Einwohner und benötigt eine neue Kirche. Abermals steht es nicht gut um den Bau: „Aber es haben sich ja immer wieder Bürger gefunden, die ihn erhalten wollten und sich um Restaurationsarbeiten bemühten, so wie erneut vor mehr als 50 Jahren. Pfarrer Rupert Frania nahm sich 1968 des Problems an, motivierte die Pfarrjugend mit Hand anzulegen“, erzählt der Rathauschef.  Altbürgermeister Helmut Dworzak gehört damals zu den jungen Freiwilligen, die tatkräftig mit anpacken: „Wir haben den Beton und die alten Verputz-Schichten abgetragen, die groben Arbeiten erledigt. Man glaubte ja früher, mit Zement ein Gebäude sicher zu machen, dabei sind sie dadurch von innen verfault.“ Lachend erinnert sich Dworzak an den wochenlangen konfessionsübergreifenden, gleichberechtigten und intensiven Einsatz: „Meine spätere Frau ist evangelisch und hat auch geholfen.“ Heute finden unter dem Dach der Nikolauskirche Dienstags-Morgengottesdienste, Taufen, Trauungen und Trauerfeiern statt und so sammeln die Steine weitere Geschichten von den Menschen.

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“Das heißt,750 Jahre Ort des Gebetes, des Lobpreises Gottes, Heimat vieler gläubiger Menschen, Gemeinde, Gemeinschaft, gelebter Glaube, Fürsorge, Caritas …“

Pater Gabriel Budau, Pfarrverband Haar.

„Wenn die Steine reden könnten, so würden sie erzählen vom Glauben und Hoffen, vom Ringen und Bangen, vom Vertrauen und den Zweifeln der Menschen, die hier gebetet, die Kraft und Zuversicht für die Bewältigung ihres Alltags geschöpft haben.“

Pater Gabriel Budau, Pfarrverband Haar.

„Wir haben den Beton und die alten Verputz-Schichten abgetragen, die groben Arbeiten erledigt. Man glaubte ja früher, mit Zement ein Gebäude sicher zu machen, dabei sind sie dadurch von innen verfault.“

Helmut Dworzak, Altbürgermeister.

„Meine spätere Frau ist evangelisch und hat auch geholfen.“

Helmut Dworzak, Altbürgermeister.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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