Aus dem Stadtrat
190 verwaiste Drahtesel: so lautet die Bilanz die Aufräumaktion des Bauhofs bei den Fahrradständern an den S-Bahnhöfen. Der überwiegende Teil sei noch in passablen Zustand. Besitzer können sich beim Fundamt melden und sie bis März 2026 abholen. Der Rest geht in die Versteigerung oder zur Verwertung. Ein weiteres Mittel der Fortbewegung ist derzeit im Fokus der Stadt: Der vor allem bei Jugendlichen beliebte E-Scooter. Die unkomplizierte Nutzung der Elektrokleinstfahrzeuge führt aber immer wieder zu Problemen. Ihre Fahrer stellen sie häufig nicht ordnungsgemäß ab – sehr zum Ärger von Sehbehinderten, Rollstuhlfahrern, älteren Menschen mit Rollatoren oder auch Eltern mit Kinderwagen. Sowohl der Mobilitätsbeauftrage als auch die Verwaltung überlegen Maßnahmen wie feste Stellplätze und Parkverbotszonen.
Bewährtes an neuen Plätzen
Das Beachvolleyballfeld am Jugendfreizeitheim DINO muss wegen des Neubaus der Kita am Wieselweg weichen, bekommt aber in direkter Nähe einen neuen Platz, erklärt Bürgermeister Andreas Bukowski. Die Befürchtungen einiger Eltern, das beliebte Hüttenbauen der Jugendeinrichtung zum Schuljahresende könne künftig nicht mehr stattfinden, entkräftet Bukowski. Ab nächstem Jahr soll es auf der süd-westlich angrenzenden Wiese stattfinden, versicherte der Rathauschef.
Besser den Alltag mit Kind organisieren, dank App
Über die „KIKOM“- App können Eltern mit den entsprechenden Betreuungseinrichtungen ihrer Kinder kommunizieren können. Laut Anbieter unterstützt die App individuelle Bedürfnisse ihrer Kunden in „Kommunikations-, Organisations-, Dokumentations- und Verwaltungsprozessen“. Derzeit laufe in Salmdorfs Kita ein Testlauf zu Nutzung. Ein Informationsabend für Eltern soll folgen. Erfreulich sei derzeit die deutlich kürzere Warteliste für die Kitas, allerdings könne sich das wieder ändern.
Die Saat geht auf
Der Geschäftsbericht 2024 des Maria-Stadler-Hauses weist ein Plus aus. Das sei zum einen der hohen Auslastung zu verdanken, zum anderen den intensiven Bemühungen ausreichend Personal zu gewinnen und zu beschäftigen. Mit offensichtlichem Erfolg: Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen, kann sich das Haus über einen Mangel an Mitarbeitern nicht beklagen. Im kommenden Jahr will es weiter an verschiedenen Stellschrauben drehen, um Arbeitsprozesse zu optimieren. Unter anderem geht es um die Verbesserung der Digitalisierung, um Pflegekräfte bei Verwaltungsaufgaben zu unterstützen oder die anstehende Erneuerung der Küche.
Haar hat einen Vogel
Ein Tagesordnungspunkt, der zur Kenntnisnahme ansteht, wirft im Gremium einige Fragen auf. Offenbar fühlt sich die Feldlerche in Haar heimisch. Und zwar ausgerechnet dort, wo die Freiflächen-Photovoltaik- Anlage entstehen soll. Das stellt ein Problem dar, denn der Vogel gilt auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands als „gefährdet“ und ist daher „besonders geschützt“. In einem solchen Fall fordert der Artenschutz Ausgleichsflächen. „Ich habe ein Problem damit, wenn jetzt für die PV-Anlage weitere zwei Hektar gestellt werden müssen und keiner weiß, ob die Lerche dann genau dorthin will. Man kann mit dem Kapital der Bürger so nicht umgehen“, kritisiert Martin Metzger von den UBH. Naturschutz stehe außer Frage, aber die Verhältnismäßigkeit müsse stimmen, schließlich seien von der knapp 18 Hektar großen Fläche bereits drei Ausgleichsfläche, so Metzger. Die Worte treffen bei Landwirt Andreas Rieder (CSU) auf offene Türen: „Wenn jemand, der ein Gutachten erstellt, den Unterschied zwischen Sommer – und Wintergerste nicht kennt, haben wir ein Problem.“ Mike Seckinger (Grüne) betont die positiven Aspekte, die die Feldlerche bedeute: „Sie ist Indikator dafür, wie es der Biodiversität geht. Das Vermögen ist nicht weg, wir erhalten Lebensgrundlage und die Biodiversität.“ Peter Siemsen (FDP) fordert indes genau abzuwägen: „Ich will das Thema Biodiversität nicht wegwischen, aber auch der Mensch ist Schutzgut und Teil der Biodiversität. Ich bin weder bereit landwirtschaftliche Nutzfläche zu opfern noch das PV-Projekt infrage zu stellen. Wir haben über Monate den Bürgern PV als wichtigen Teil des Gesamtkonzepts nahegebracht.“ Ulrich Leiner sieht eine andere Möglichkeit: „Vielleicht gibt es ja die jetzt nicht genutzten Flächen als Ausgleichflächen anerkennen zu lassen. Das ist nicht das Ende der Fahnenstange.“ Link widerspricht, das sei vom Tisch: „Abstandsvorgaben für den Bodenbrüter machen es nicht möglich die Fläche dafür zu nutzen.“
„Variante 5“ setzt sich durch
Wegen des Ausbaus der A99 ist eine Verlegung der Kreisstraße von Feldkirchen (über Weißenfeld) nach Grasbrunn notwendig. Grundsätzlich gebe es mehrere Varianten, wobei die Autobahn GmbH die sogenannte „Variante 5“, eine Straße, die durch Ottendichl führt, favorisiert. Das bedeute etwa 4800 Fahrzeuge weniger pro Tag, was die Lärm- und Luftschadstoffbelastung erheblich reduzieren könne. Allerdings bedeute das auch eine weitere Flächenversiegelung von 74 000 Quadratmetern. Ein Dilemma, findet Ulrich Leiner (Grüne). Positiv sei zwar der die Reduzierung des Autolärms, dafür die Flächenversiegelung kritisch. Peter Siemsen (FDP) treibt der Flächenverbrauch ebenso um, verweist aber auf die Nachteile der anderen Varianten: „Da haben wir es mit kostspieligen Tunnelbauten zu tun. Auch der CO2 Verbrauch ist nicht unerheblich.“ Das schlagende Argument für „Variante 5“ sieht Siemsen in der Minderung des Lärms: „Zwischen einem und drei Dezibel ist eine Größenordnung. Hier geht es wieder um das Schutzgut Mensch.“ Es sei die beste Kombi aus Kosteneffizienz und Lärmminderung trotz Flächenverbrauch. Indes erschließt sich Peter Schießl (SPD) nicht, warum die Variante den Verkehr in Ottendichl reduzieren soll: „Die B304 verschwindet ja nicht. Ich kann weder den Flächenverbrauch noch die Haltung oder die Gründe nachvollziehen. Dietrich Keymer (CSU) sieht die Notwendigkeit der ganzheitlichen Betrachtung. So habe sich der Landkreis Ebersberg verbindlich festgelegt auf den Bau der Kreisstraße zu verzichten, wenn „Variante 5“ komme. „In Summe heißt das weniger neu gebrauchter Flächenverbrauch. Wir können das noch weiter herunterbrechen, aber es bleibt eine Entscheidungsfrage. „Variante 5“ wird eine Entlastung für Ottendichl bringen, aber nicht vollständig.“ Der Rat entscheidet sich mit 16:10 Stimmen für diskutierte „Variante fünf“.
Das „Aus“ für Mietradsystem?
Die CSU will nach einem Antrag die Möglichkeit des Ausstiegs aus dem MVV-Mietradsystems prüfen lassen. Während Thomas Fäth (SPD) und Peter Siemsen (FDP) den Antrag für sinnvoll erachten, äußert sich Ulrich Leiner (Grüne) skeptisch: “Wir müssen erst wissen, wogegen wir uns entscheiden, und sollten uns erst das Paket anschauen und prüfen.“ Leihräder seien ein wichtiger Bestandteil der Mobilität in Haar. Ihre Reichweite sei größer als die eines E-Scooters, gibt Leiner zu bedenken. Die Argumentation sei nicht stichhaltig, setzt Keymer dagegen: „Wir können nicht warten, bis ein neues Angebot vorliegt.“ Im Rat fällt die Entscheidung mit 21:5 Stimmen für den Antrag.
Nächste Stadtratssitzung:
Di. 28.10.2025, 19 Uhr, großer Sitzungssaal im Rathaus
Für Sie berichtete Manuela Praxl.












