Bürgermeister Andreas Bukowski stellte sich den Frage der Jugendlichen.
Blickwinkel der Jugend: Was geht in Haar, was nicht?
Rund 1800 junge Menschen zwischen 14 und 21 Jahren leben in Haar. Grund genug ihnen eine Stimme zu geben und sie zu einer ersten Jugendversammlung einzuladen. Im Bürgersaal sitzen in einem großen „U“ auf mehrere Reihen verteilt rund 80 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren. Viele sind Schüler des Ernst- Mach-Gymnasiums, dazu mischen sich aber auch einige Stadträte, Haars zweiter Bürgermeister Ulrich (Grüne) Leiner und dritte Bürgermeisterin Katharina Dworzak (SPD), Tanja Haag, Leiterin des Jugendzentrums Dino und ihr Kollege Daniel Probst. Die Moderation übernimmt Bürgermeister Andreas Bukowski. Bevor die neugierigen Zuhörer ihre Fragen stellen können, spricht der Rathauschef zunächst einige Themen der Stadt an wie die Kreislaufwirtschaft oder das für Jugendliche wichtige Fortbewegungsmittel E-Scooter, deren willkürliches Abstellen auf Gehwegen zu viel Ärger in der Bevölkerung führt. Fragen, die Bukowski zwischendurch stellt, können die Anwesenden über ein Beteiligungstool mit ihrem Smartphone beantworten. Eine Antwort löst beim Bürgermeister Verwunderung aus, denn 70 Prozent der jugendlichen Zuhörerschaft geben an den mietbaren Elektroroller nie zu benutzen.
Überraschend gut, erschreckend schlecht
Über das Smartphone können sich die Teenager schließlich äußern, was aus ihrer Sicht „richtig gut in Haar läuft“ und wo sie dringenden Handlungsbedarf sehen. Positiv seien beispielsweise der Sportpark, das Volksfest, SOMMA, die öffentliche Anbindung, Pater Gabriel, elektrische Busanzeigen, Sauberkeit oder die Begrünung kleiner Flächen. Hingegen Fahrradwege, ein “FOS-upgrade”, ein Second- Hand-Laden oder ein Jugendparlament und überdachte Plätze fehlen. Vor allem aber, und das erstaunt nicht wenige Erwachsene, wünschen sie sich eine Realschule und in den bestehenden Schulen mehr Hygiene. Es fehle an Toilettenpapier, Handtücher und Seife in den Toiletten, deren Zustand katastrophal sei. „Ich habe hier ein Foto “ sagt eine ehemalige Gymnastin und zeigt es Bukowski, der sichtlich angeekelt und entsetzt reagiert. Auch Schülerinnen der Mittelschule bemängeln die Anlagen ihrer Schule. Stadtrat und ehemaliger Mittelschullehrer Peter Schießl (SPD) sieht das Problem, nimmt aber gleichzeitig die Schüler in die Verantwortung: „Ja das gibt es immer wieder. Allerdings müsst ihr selbst auch darauf achten, Toiletten nicht mutwillig zu beschädigen.“
Wiederholung erwünscht
Ulrich Leiner zeigt sich positiv überrascht von den „vielen konstruktiven Wortbeiträge der Jugendlichen, die für ihre Interessen einstehen“ und kann die Kritik über die Zustände der Toiletten verstehen. „Wenn die Stadt hier unterstützen kann, wäre das sehr wünschenswert. Generell sollten wir mit so viel engagierten Jugendlichen das Projekt „Jugendparlament“ konkret angehen!“ Tanja Haag und Daniel Probst sehen das große Potenzial der Veranstaltung, können sich aber noch einige Verbesserungen vorstellen. Beispielsweise sei ein Event dieser Art besser in einem der Jugendzentren aufgehoben. „Die Barriere hierher in den Bürgersaal zu gehen, ist für viele zu groß“, sind sich die erfahrenen Sozialpädagogen einig. Beide begleiten eine Gruppe engagierte Jugendlicher zwischen 15 und 16 Jahren. Deren Fazit fällt gemischt aus. „Die Möglichkeit hier sprechen zu können ist wirklich super“, stimmen sie überein, betonen allerdings ihre Skepsis an der Glaubwürdigkeit: „Jetzt heißt es von allen: „Das nehmen wir mit und schauen uns euer Anliegen an“. Mal sehen, ob dann auch wirklich etwas passiert.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.











