„Haar zum Anbeißen“ unter den Gewinnern

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Der Kälte trotzen: Michael von Ferrari (2.v.li.) pflanzt mit

Katastrophe für die Menschheit: Eine Welt ohne Insekten

Es ist „saukalt“, nass und ungemütlich an diesem zweiten Adventswochenende. Kein Grund für echte „Gartler“, sich abschrecken zu lassen. Ein Handvoll treffen sich mit Gummistiefeln und dicken Jacken bestens gerüstet, am Ackerstück „Haar zum Anbeißen“ an der Richard-Reitzle-Allee. Ihre Mission: Zwei noch sehr zarten Pflänzchen ein neues Zuhause zu graben. Im Projekt um knackiges Gemüse, saftiges Obst, frische Kräuter und einem reichhaltigen Angebot für Krabbeltierchen arbeiten inzwischen 50 Hobbygemüsezüchter in Haar mit. Die Idee dazu geht auf das Jahr 2008 zurück. Im englischen Todmorden treffen sich zwei Damen zum gemeinsamen Frühstück und fragen sich an irgendeiner Stelle, warum es öffentliche Flächen gibt, aber niemand dort Gemüse anbaut. Gleich einem in guter Erde gesetzten Saatkorn, wächst der erste Gedanke schnell und das Projekt „Incredible Edible“ entsteht. Bereits 2009 schwappt es über den Kanal bis nach Deutschland, zunächst nach Andernach und Kassel. Seither gedeiht es, inzwischen weltweit, in Deutschland unter dem Namen „Essbare Städte”, munter weiter.

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„Haar zum Anbeißen“ unter mehr als 1.000 ausgezeichnet

„Ich habe 2013 über „Essbare Städte“ gelesen. Eigentlich war es nur ein kleiner Hinweis, aber mit großen Auswirkungen für Haar, denn ich dachte: „Das machen wir hier auch!“ So fing es damals an“, erinnert sich Michael von Ferrari, ehemaliger Umweltreferent der Gemeinde, der in „grauer Vorzeit“, nach seinem Stadtplanungsstudium, eine Ausbildung zum biologisch-dynamischen Gemüsegärtner bei einem Bio-Anbauverband absolviert und somit vom Fach ist. „Inzwischen steht Haar, auf mein Drängen hin, in der Liste „Essbare Städte”, obwohl es ja keine Stadt ist”, sagt von Ferrari. Mit rund 4.000 Euro jährlich unterstützt die Gemeinde „Haar zum Anbeißen“. „Inzwischen haben wir vier Flächen. 2021 kam eine Fläche für junge Familien auf der Ferdinand-Kobell-Wiese dazu. Die ist wunderschön angelegt, da hat sich der ungarische Goldschmied Gyuri Kanczler wirklich sehr hervorgetan“, lobt von Ferrari. Es ist ein Einsatz, der sich lohnt. „Haar zum Anbeißen“ erhält vor kurzem einen Hauptpreis, des vom „Netzwerk Nachbarschaft“ initiierten Wettbewerbs „Jede Wiese zählt!“ Über tausend Projekte aus ganz Deutschland, darunter vier aus Bayern, bewerben sich. Ein Dutzend Preise vergibt die Jury letztlich, davon nur einen nach Bayern an das Projekt „Haar zum Anbeißen“, vor allem weil es zeige, wie ein lebenswertes Umfeld für Mensch und Tier zu schaffen sei.

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Vom Saatkorn zur reichen Ernte

„Wir haben zwar keine Wiese, sondern mehrere kleine Äcker geschaffen“, erklärt von Ferrari. „Unser Hauptzweck ist, dass die Leute biologisch angebautes Gemüse produzieren und genießen können, aber mir war von Anfang an besonders wichtig, dass die Insektenwelt nicht zu kurz kommen darf.“ So lege er besonderen Wert darauf, mit Gründüngung zu säen. Für einen Teil der Flächen verwendet die Gemeinschaft spezielles, insektenfreundlichen Saatgut, verdeutlicht von Ferrari: „Wir nehmen zum Beispiel Färberkamille oder Moschusmalve und setzen teilweise auf Pflanzen, die wir auf unseren Magerflächen haben.“ Mit 500 Euro ist der Preis dotiert. Die will Michael von Ferrari in ein großes Sommerfest für alle Projektmitarbeiter investieren. Eine Urkunde und eine Plakette sollen auf dem Postweg kommen, liebevoll gestaltet von Schriftsteller und Zeichner Janosch. Generationen kennen seine berühmte Tigerente aus „Oh wie schön ist Panama“. In diesem Fall genießt sie wohl die schönen Gemüseäcker in Haar. „Das ist ganz salopp ausgedrückt „mega“, meint Michael von Ferrari erfreut: „Wenn die Saat aufgeht und man sieht, dass die Natur und letztendlich Menschen davon profitieren.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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