„O´zapft is´“

Kategorie: Veranstaltungen

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Virtuell, persönlich und mit jeder Menge „politischer“ Hintergrundinformation: Jürgen Kirner, Satiriker, Kabarettist, Autor

Erstes virtuelles Starkbierfest im Kleinen Theater Haar

Bevor Starkbierbruder Jürgen, auch bekannt als Jürgen Kirner, Satiriker, Kabarettist, Autor und Freund, sich genussvoll in seiner Predigt über die Sünden der Politikprominenz hermacht, braucht es erst einmal eine flüssige Stärkung. Klar ist: der eine oder andere Anwesende, ob präsent oder virtuell, hat einiges zu schlucken. Unumwunden beichtet Bürgermeister Andreas Bukowski, in Sachen „Anzapfen“ noch jungfräulich zu sein, bevor er einen prüfenden Blick auf das Holzfass wirft und den Schlegel positioniert: „Dann schauen wir mal, Verhüterli ist drauf, in meinen 42 Jahren ist es das erste Mal, dass ich anzapfen darf.“ Zack ein Schlag, der Hahn sitzt, das Bier läuft. „O´zapft is´“ das erste virtuelle Starkbierfest im Kleinen Theater Haar: „Wir lassen uns das Leben durch so eine Pandemie nicht verbieten und machen einfach weiter“, stimmt der gut gelaunte Intendant des Hauses, Matthias Riedel-Rüppel, auf das etwas ungewöhnliche Starkbierfest ein und kann eine kleine Spitze nicht unterlassen: „Offenbar haben wir vieles richtig gemacht, zumindest richtiger als viele Kultusminister, bei uns funktioniert die Technik.“

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Tiefsinnige Worte und ein frommer Wunsch

Statt rauschender Enge mit angewinkelten Ellenbogen, haben die Gäste Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Klinikchef Martin Spuckti und Markus Schleu von der Ayinger Brauerei genügend Platz im Saal, um an Einzeltischen ihre Breze, den üppigen Brotzeitteller zu einer Starkbier-Mass zu genießen. „Faustisch muss ich sagen, dass ich zwei Seelen in meiner Brust habe, denn hier ist Technik statt fröhlicher Menschen. Nach Monaco-Franzl „A rechter Scheißdreck is`“, meint Bukowski, bevor sofort umschwenkt und seinen Krug zum „Prosit“ hebt: „Wenn ich aber sehe, wie viel Mühe und Liebe zum Detail drinsteckt, wie das Kleine Theater das stemmt, möchte ich mit dem Camuschen Sisyphos zu sagen: Trotzdem den Fels nach oben rollen, auch wenn es sinnlos scheint, denn ein Ende ist absehbar! Ich denke, dass sich die Pandemie im Frühsommer verabschieden wird.“

Vom Glauben

„Ich sage immer: Vergib´ ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Außer die Politiker der AfD: Denn die wissen, was sie tun“, stellt Kirner unmissverständlich fest. Generell aber habe ein Bibelzitat aus dem Lukasevangelium mehr Aktualität als heute, übernimmt Bruder Jürgen an der „Kanzel“. Trotzdem und gerade deshalb wolle er dem „Erfinder des frierenden Klassenzimmers, des bayerischen Kinohits „Umnachtet von Bildungsleichen“ und Förderer von Trommelkursen zur Verständigung von Schülern und Lehrern“, Kultusminister Professor Dr. Michael Piazolo, kräftig zuprosten: „Wie Sie die Bildungspolitik rocken, brauchen Sie einen Applaus.“ Ausgezahlt habe es sich schließlich, das Ministerium einem Doktor und Professor anvertraut zu haben. „Was Ihr Vorgänger-Loser nicht geschafft hat, leisten Sie jetzt.“ Eine Reise ins Münchner Kultusministerium lohne sich für die Schüler „im geistigen Nirwana“ allemal: „Sie können dort die Grabstätte der Bildung besuchen.“ Bruder Jürgen weiß, wo die Schwäche im System liegt: „Es gibt Menschen, die glauben, sie seien zu gut für die freie Wirtschaft und drängen dann in die Politik, wohlwissend, dass sie gar nicht vermittelbar wären.“ Damit meine er natürlich nicht den neu gewählten Bürgermeister und den Gemeinderat in Haar. 

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Wann kommt Erlösung?

In der aktuellen Lage vermissen viele „meinen Friseur mehr als meinen Abgeordneten“. Verwunderlich sei das kurz vor der Bundestagswahl nicht: „Nicht wenige fragen sich, wie viel Frösche sie küssen müssen, bis ein Prinz dabei ist, der uns vom Corona-Wahnsinn erlöst.“ Die Politik und Kirche habe vieles gemein: „Die Dreifaltigkeit in der Kirche ist im Himmel beheimatet, in Berlin vor den Kameras: Gottmutter Merkel, zu ihrer Rechten Gottsohn Söder, über allen schwebt der heilige Gesundheitsgeist Lauterbach.“ Es sei schwierig mit dem vermeintlichen Wissen, dass tagtäglich die Sinne vernebele, wie der Weihrauch die Hirne so mancher ewig gestriger Glaubensbrüder.

So manch einer hat es schwer

„Wie gerne lese ich den politischen Kronjuwelen aus Gemeinde, Land und Stadt in Persona die Leviten, aber derzeit nur digital“, freut sich Kirner auf die „Haarer Politprominenz“ und begrüßt am Bildschirm den „Herrn Rufmordgeschädigten Leiner“, um ihm trostspendende Worte mitzugeben: „Lehrer sind keineswegs die klügeren Menschen, sie glauben es nur, aber glauben heißt ja bekanntlich nichts wissen.“ Der Satiriker richtet einen Gruß an Katharina Dworzak von der SPD, einer Partei, die ein Verfallsprodukt und Relikt aus vergangener Zeit sei, wie er selbst als Fastenprediger in der Mönchskutte. Thomas Fäth (SPD) kratze immer ein bisschen unter dem Tisch: „Der ist a bisserl aufgeregt“, stellt Kiener fest, gibt sich aber zuversichtlich, „man wächst mit den Aufgaben“, bevor er den „abtrünnigen und neu-ergrünten“ Ton van Lier willkommen heißt. „Last but not least ein herzliches Grüß Gott an den Haus- und Hofnarren der CSU, Alois Rath.“

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Kein Kummer

Halleluja! Mit dem liturgischen Freudengesang in jüdisch-christlicher Tradition erinnert Prediger Jürgen an das Erdbeben, das „die beschaulichen Kommune nach gefühlten 1.000 Jahren rote Hochburg, mit dem Feldherrn und Strippenzieher Dworzak und der Ziehtochter Gabriele Müller“ erlebt, aus dem Bukowski als CSU-Bürgermeister hervorgeht. „Aber ihr habt ja auch niemanden ausgelassen, die Leute konnten ja nicht anders“, bringt Kirner den Wahlkampf auf dem Punkt: „Der Alois (Rath) hat alle heimgesucht.“ Nur knapp habe der „neue smarte Bürgerkönig, der fast so einen zarten Teint hat wie der Sebastian Kurz, der Kaiserin von Österreich“, das Rennen entschieden. „Aber Gabi (Müller), gräm dich nicht: die besten Jahre hast ja du erwischt.“

Bayerisch-Brasil-Connection

Prost! Nach der gewaltigen Worteinlage können sich die „Gescholtenen“ zu den Sambaklängen der bayerisch-brasilianischen Combo „Bavaschôro“ erholen: „Bestimmte Unterbrechungen sind bei einem Starkbierfest einfach angehalten“ ist das Credo der Vollblutmusiker, bevor sie die Krüge gegen ihre Instrumente tauschen und loslegen: „Den Samba könnt´s heute hören, morgen den Fado, ist besser für den Schädel!“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.
Foto: Reinhild Karasek

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